Freitag, 21. November 2014

Bin ich Alkoholiker : Binge Trinker als problematischer Konsum von Alkohol

Eine aktuelle Studie in den USA setzt sich mit dem verstärkten Alkoholkonsum auseinander. Einer von 3 Erwachsenen in den USA wird demnach als exzessiver Alkoholkonsument eingeschätzt, wobei es zu einem Besäufnis (Binge Drinking) bei den verschiedensten Gelegenheiten kommt.
Das bedeutet noch nicht zwangsäufig, dass nun Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit erfüllt sein müssten bzw. Entzugssymptome auftreten würden.

Als ein Binge bzw. problematischer Alkoholkonsum wird das Trinken von 4 oder mehr alkoholischen Getränken bei Frauen bzw. fünf oder mehr bei Männern an einem Tag bzw. von 8 oder mehr Alkholika in der Woche bzw 15 pro Woche bei Männern definiert.

Die Kriterien in den USA sind da noch wesentlich stringenter als bei uns, da jeglicher Alkholkonsum von unter 21 jährigen auch in diese Kategorie fällt.

Nur 10 Prozent der untersuchten exzessiven Konsumenten (bei uns würde man von problematischem Alkoholkonsum sprechen) erfüllt dann auch die Kriterien der Alkholabhängigkeit. Bei dieser Gruppe kommt es zu Toleranzverlust bzw. sie müssen Alkohol zu sich nehmen, da sie keine Kontrolle über Trinkverhalten mehr haben oder um Entzugssymptome zu vermeiden.

Auch bei den Erwachsenen mit Binge-Trinkverhalten mit exzessiven Alkoholkonsum z.B. am Wochenende oder bei Feiern erfüllten letztlich 2/3 nicht die Kriterien der Alkholabhängigkeit

Zusammengefasst waren etwa 3 Prozent der Erwachsenen Alkoholabhängige.
Dabei zeigte sich, dass das Binge-Trinken von grösseren Mengen eher bei Mittelschichtklienten (mittleres Einkommen über §75000) typisch war, eine Alkoholabhängigkeit aber eben besonders häufig bei niedrigen bzw. fehlendem Einkommen zu erwarten ist.

Sonntag, 16. November 2014

Wie Haschisch das Gehirn von Jugendlichen verändert

Cannabis : Früher Erstkonsum mit deutlich erhöhtem Risiko für Folgeschäden


Zum Thema Cannabis-Missbrauch und Abhängigkeit können vermutlich Eltern und Ärzte lange Predigten halten. Die Verbreitung von Haschisch unter Jugendlichen ist enorm hoch und leider sinkt auch trotz aller Bemühungen das Alter beim ersten Konsum von Cannabis-Produkten.Je früher man mit dem Kiffen beginnt bzw. je mehr Gesamtmenge auf das Gehirn toxisch (also schädigend) einwirken kann, desto dramatischer sind die in funktioneller Bildgebung nachweisbaren Schädigungen bzw. strukturellen Veränderungen.

Während für viele Jugendliche bzw. junge Erwachsene der Joint Haschisch vielleicht mal eine vorrübergehende Experimentierphase ist, stellt die Entwicklung von Gewöhnung bzw. Abhängigkeit von Cannabis gerade bei den jungen Erstkonsumenten ein grosses Problem dar.

Scheinbar widersprüchliche Veränderungen bei chronischem Cannabis-Konsum

Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich erscheinen, was die Forscher als Veränderungen bei einem chronischen bzw. frühen Cannabis-Konsum an Veränderungen finden. Für die Untersuchungen wurden Cannabis-Abhängige untersucht, die im Schnitt dreimal täglich einen Joint rauchten.

Einerseits werden Hirnareale im sog orbito-frontalen Kortex des Gehirn geschädigt und sind dann kleiner als bei einer Kontrollgruppe.
Zusätzlich war aber gerade zu Beginn des Cannabis-Missbrauchs eine verstärkte Vernetzung des Gehirns auffällig. Je länger bzw. schwerwiegender aber die Abhängigkeit, desto stärker wurde dann die graue Substanz des Gehirns zerstört. Die Autoren vermuten, dass der  pharmakologisch wirksame Wirkstoff in den Hasch bzw. Cannabis-Produkten, das delta-9-tetrahydrocannabinol eben stärker auf die graue als auf die weisse Hirnsubstanz einwirkt.

Die Untersuchungen könnten erklären, warum sich viele Kiffer scheinbar recht lange noch recht gut im Alltag zurecht finden bzw. "funktionieren", da zunächst ja die Hirnfunktion bzw. Vernetzung intakt bleibt bzw. sogar scheinbar gefördert wird.

Die Folgen treten dann aber eben mit Verzögerung und umso schwerwiegender auf. Gerade dann sind aber die Abhängigkeit bzw festgefahrenen Verhaltensmuster und auch die "Verdrahtung" im Gehirn so festgefahren, dass eine Änderung ausgesprochen schwer ist.

Quelle : Francesca M. Filbey, Sina Aslan, Vince D. Calhoun, Jeffrey S. Spence, Eswar Damaraju, Arvind Caprihan, and Judith Segall. Long-term effects of marijuana use on the brain. PNAS, November 10, 2014 DOI: 10.1073/pnas.1415297111

Samstag, 15. November 2014

Zuviel Milch verursacht Knochenbrüche, Krebs und Todesfälle

Zuviel Milch am Tag verringert Lebenserwartung

Nicht immer muss eine vordergründig gesunde Ernährung auch wirklich gsund sein. Ich hätte ehrlich gesagt gedacht, dass Milch gesund sei.

Eine aktuelle Studie zeigte aber, dass 3 Gläser Milch am Tag mit einem erhöhten Krankheitsrisiko bzw. einer Mortalität einhergehen, wenn man dies mit Patienten und Patientinnen vergleicht, die ein Glas Milch oder weniger trinken.

Hätten Sie das gedacht ?

Immerhin wurde diese Studie hochrangig im Britis Medical Journal veröffentlicht.
Sie wurde wohl durchgeführt, um einen Zusammenhang von Milch- Konsum und einem erhöhten Osteoporose-Risiko bzw. Knochenbrüchen bei Frauen zu untersuchen. Dazu wurden über 60000 Frauen und mehr als 45000 Männer in Schween untersucht, die im Rahmen einer Ernährungsstudie in Schweden erfasst waren und dazu umfangreiche Fragebögen zu ihrem Ernährungsverhalten ausgefüllt haben.
Frauen, die jeden Tag 3 Glas Milch zu sich nehmen hatten
  • ein fast doppelt erhöhtes Todesrisiko (Mortalität)
  • ein doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen
  • ein Anstieg des Krebs-Risikos um 44 % 
  • ein um 16 Prozent erhöhtes Risiko für Knochenbrüche bzw.
  • 60 % erhöhtes Risiko für Hüftbrüche !
Bei Männern war dieses erhöhte Risiko durch zu viel Milch nicht im gleichen Ausmaß nachweisbar. Aber auch bei den Männern liess sich statistisch ein um 10 Prozent erhöhtes Krebsrisiko bei gehäuftem Milchtrinken nachweisen.

Bisher ist noch unklar, wie diese erstaunlichen Ergebnisse zu erklären bzw. zu interpretieren sind. Ein Erklärungsversuch der Autoren von der Upssala Universität in Schweden bezieht sich darauf, dass ein hoher Milchkonsum möglicherweise zu vermehrtem Oxidativem Stress und in der Folge dann zu erhöhten Krankheitsrisiken beiträgt. 

Freitag, 14. November 2014

Depressionen : Antidepressiva und Verhaltenstherapie wirken unterschiedlich

Depressionen verstehen : Wie wirken Verhaltenstherapie und Antidepressiva im Gehirn ?

Zur Rolle der Exekutivfunktionen im Vorderhirn und des Mandelkerns bei Depressionen

Auch wenn Depressionen und andere psychische Störungen des Selbstwertgefühls bereits jahrelang erforscht werden, so sind die genauen Ursachen für depressive Störungen und die daraus ableitbaren biologischen Behandlungsansätze über Antidepressiva oder eine Psychotherapie noch längst nicht endgültig verstanden.

Immer deutlicher wird aber, dass Antidepressiva und die Psychotherapie (z.b. Verhaltenstherapie bei Depressionen) eben nicht an den gleichen Angriffspunkten im Gehirn wirken. Psychiater gehen davon aus, dass nur etwa 22% bis 40% der depressiven Patienten unter einer Antidepressivatherapie eine volle Rückbildung erreichen.  Bei zahlreichen Patientinnen und Patienten mit Depressionen ist aber eben auch bei Wechsel von Antidepressiva kein antidepressiver Effekt zu erzielen (siehe Therapieresistenz bei Depressionen)

Von besonderer Bedeutung scheinen dabei einerseits die präfrontalen Areale im sogenannten Vorderhirn und der Mandelkern (Amygdala) zu spielen.

Das limbische System bzw. der Mandelkern ist eine Art Alarmzentrum bzw. hat mit anderen Hirnbereichen wie dem Hippocampus die Aufgabe, negative Erfahrungen bzw. Gefahrensituationen zu speichern, damit man in einer neuen Situation gewarnt ist.

Es gibt Hinweise darauf, dass Antidepressiva besonders auf die Verarbeitung dieser negativen Gefühle im Mandelkern Einfluss nehmen.

Funktion des präfrontalen Kortex bei Depressionen


Den präfrontalen Kortex kann man sich stark vereinfacht wie eine Schaltzentrale oder einen Flughafentower vorstellen. Hier werden sog. höhere Handlungsfunktionen (auch Exekutivfunktionen) koordiniert bzw. geplant, die für die Bewältigung von Alltags- oder Kulturaufgaben des Menschen wichtig sind.
Dieser Hirnbereich ist besonders anfällig für Stress bzw. Belastungen, aber auch für Schlafstörungen bzw nicht erholsamen Schlaf.
Dieser Hirnbereich kontrolliert bzw. bremst aber nun die Hirnareale wie den Mandelkern bzw. das limbische System, die negative Gefühle bzw. Wahrnehmungen senden.
Stark vereinfacht kann man davon ausgehen, dass bei einer Depression der präfrontale Kortex eine Unteraktivität bzw. verminderte Funktionsfähigkeit und Aktivität aufweist. Damit werden Gefühle bzw. negative Emotionen quasi ungefiltert bzw ohne rationale Bewertung in das Bewusstsein gelangen.

Eine gesunde Balance von positiven und negativen Gedanken und Gefühlen unterbleibt, da das Gehirn negative Informationen bzw. Alarm vorrangig behandelt, wenn nicht das Bewusstsein im Vorderhirn hier eine Regulation vornehmen kann !
Nach derzeitigem Wissen greift die Verhaltenstherapie bei Depressionen besonders auf die Bewertung bzw. Verarbeitung von Informationen und Bewertungen in diesem Bereich ein. Eine Verhaltenstherapie modifiziert (verändert) also nachweisbar Hirnfunktionen bzw. die höheren Handlungsfunktionen im präfrontalen Kortex !

Letztlich wissen wir bisher noch nicht, welche Therapieform nun für welchen Patienten im Einzelfall die beste Wirksamkeit zeigt. In aller Regel wird man heute eine Kombination von Antidepressiva-Therapie und Psychotherapie wählen und damit sowohl Einfluss auf die höheren Handlungsfunktionen wie auch auf die Alarm- und Emotionsverarbeitung im Limbischen System nehmen.

Dienstag, 11. November 2014

Depressionen in den Menopause

Psychische Störungen in der Menopause der Frau stellen eine ernsthafte Problematik dar und gehen u.a. mit einer erhöhten Selbstmordgefährdung einher.

Eine aktuelle Untersuchung bestätigt jetzt die Wirksamkeit von neuen Therapieansätzen über Achtsamkeit ("mindfulness") bzw. kognitive Therapietechniken der Verhaltenstherapie bei Depression in der Menopause.

Die Menopause ist eine natürliche Veränderung u.a. auf hormoneller Ebene, geht aber für viele Frauen mit zahlreichen körperlichen wie psychischen Veränderungen einher, die zu Beeinträchtigungen der Stimmung beitragen. Auch wenn es etliche Studien gibt, die auf die Wirksamkeit einer Hormonsubstitution allein bzw. in Kombination mit Antidepressiva in der Menopause hinweisen. Viele Frauen mit depressiven Störungen möchten auf Psychopharmaka oder eine Hormonsubstitution  verzichten. Nicht zuletzt weil sie mehr oder weniger mit Recht eine Gewichtszunahme unter Antidepressiva befürchten. Zwar gibt es durchaus medikamentöse Behandlungsoptionen über Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) bzw. Buproprion, die ohne eine Gewichtszunahme einen antidepressiven Effekt erreichen.

Umso wichtiger kann es dann sein, sich über psychotherapeutische Hifsangebote für Frauen in der Menopause Gedanken zu machen.

Die Ärztin Sheryl Green aus Ontario in Canada beschäftigte sich mit der Studienlage über die Psychotherapie bei Depressionen in der Menopause.
Sie fand insgesamt 5126 Studien, jedoch nur zwei Studien speziell zum Einsatz von achtsamkeitsbasierter Psychotherapie bzw. kognitiver Verhaltenstherapie in den Menopause.

In der einen Studie mit 169 postmenopausalen depressiven Frauen konnte über 16 Stunden Einzelpsychotherapie bei über der Hälfte der Frauen eine deutliche Abnahme der depressiven Symptome erzielt werden, 25 Prozent gaben eine vollständige Rückbildung der Depressionen an.

Auch eine weitere Studie mit 16 Sitzungen einer zweistündigen Gruppenpsychotherapie zeigte einen guten Therapieeffekt.

Dies bestätigten auch Untersuchungen zur sog. Achtsamkeitsbasierten-Stress-Reduktion, die sich heute zunehmender Beliebtheit bei Therapeuten und Patientinnen erfreuen. Hier werden Wahrnehmung und Achtsmamkeit angelehnt an buddhistische Prinzipien gelehrt und alltagsnah eine Anwendung von mehr Selbstachtsamkeit vermittelt.

Letztlich ist noch viel Forschung bzw. konkrete Hilfsangebote für Frauen mit postmenopausalen Beschwerden zu leisten. Wichtig ist aber, dass die kognitive Verhaltenstherapie bzw. achtsamkeitsbasierte Therapieangebote eine wirksame Hilfe bei Depressionen darstellen können.

Samstag, 30. August 2014

Schlafmangel : Schulstart ist deutlich zu früh

 Schlafmangel in der Schule : Schulbeginn erst ab 8:30 ?


Davon können viele Schüler in Deutschland nur träumen..

Ein späterer Schulstart gegen die Auswirkungen und medizinischen Risiken von Schlafmangel.

Genau das ist der Vorschlag von Schlafexperten bzw. Kinder- und Jugendärzten in den USA und in England. Die Fachgesellschaft American Academy of Pediatrics schlägt vor, dass die Schule künftig statt um 8.00 morgens um 8.30 beginnt. Als ersten Schritt. Idealer wäre gerade für viele Jugendliche ein Schulbeginn ab 10:00. Auch in Deutschland weisen Ärzte und Psychotherapeuten schon lange darauf hin, dass ein früher Schulbeginn zu Problemen führen kann.

Schlafmangel bei Jugendlichen ist ein erhebliches gesundheitliches und gesellschaftliches Problem

 

Jugendliche würden im Schnitt mindestens 8,5 bis 9 h Schlaf pro Tag benötigen. Studien zeigen aber, dass nur knapp die Hälte der Jugendlichen überhaupt auf eine solche Schlafdauer kommen.

Daran ist nicht nur Facebook bzw. Handy- und Computer-Nutzung Schuld. 
Vielmehr verändert sich in der Pubertät der Schlafrhythmus, so dass spätere Einsclafzeiten bzw. Problemen beim Aufwachen am frühen Morgen zu erwarten sind.

Zudem weiss man, dass sich die Menschen hinsichtlich ihrer Chronobiologie dahin gehend entscheiden, ob sie eher zum frühen Aufstehen oder zum Langschläfer geboren sind.

Darauf nimmt aber bei uns das Schulsystem bisher keine Rücksicht.
Dies gilt umso stärker, wenn Kinder dann noch aufgrund von längeren Anfangswegen mit dem Bus noch früher als unbedingt notwendig aus dem Bett gejagt werden. Studien zeigen, dass bereits eine Stunde Schlafmangel bei diesen Schülern zu Notenverschlechterungen um jeweils eine Note führen. Ganz zu schweigen von den erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen des Schlafmangels

Der Schlafexperte Russell Foster von der Uiversity of Oxford weist hinsichtlich des Schulbeginns am Morgen hin : "Alles ist besser als 8 Uhr. 8:30 wäre ein Anfang, 10 Uhr wäre noch viel besser".

Früher ins Bett : Hilft das gegen Schlafmangel ?

 

In den jetzt anlaufenden Diskussionen zur Bedeutung von Schlafmangel bei Kindern- und Jugendlichen wird dann gerne behauptet, man müsse die Kinder einfach früher ins Bett schicken.

Sicher, den Eltern wird kaum eine Alternative bleiben. Doch damit wird der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus der Kinder und Jugendlichen gestört.

Unser Schlaf wird ja durch den Botenstoff Melatonin geregelt. Dieses Signal wiederum wird durch Helligkeit um uns herum gesteuert.

Wenn also ein Kinder bereits bei Helligkeit ins Bett geschickt wird, aber in völliger Dunkelheit geweckt wird, wird die natürliche Regulation des Schlafs ausser Kraft gesetzt.

Dies kann dann zu ähnlichen Effekten führen, wie Diät-Versuche bei Übergewicht.
Zwar ist mir persönlich kein Yo-Yo-Effekt bei Schlafmangel bekannt, aber es ist halt eine spezielle Form der Schlafmanipulation, die dann durch Gegenregulationen des Körpers beantwortet wird.

 Späterer Schulstart gegen Schalfmangel -  Nicht machbar ?

 Gerne wird argumentiert, dass ein späterer Schulstart organisatorisch nicht umsetzbar wäre.
Bräuchten dann berufstätige Eltern noch einen speziellen Hort für die Kinder, damit sie zur Arbeit fahren können ?

Müssten unsere Lehrerinnen und Lehrer wohlmöglich noch Länger als bisher schon in der Schule verweilen ? Wo sie doch schon so über Überlastungen bzw. Burnout klagen ?

Alles schön und gut. In den aktuellen Diskussionen über eine Ganztagesschule sollte man aber eben nicht vergessen, dass es eine Chronobiologie des Körpers gibt.

Wir sollten doch versuchen, unser Schulsystem an die natürlichen Vorgaben des Gehirns bzw. des Schafrhythmus anzupassen bzw. zumindest die Erkenntnisse der Schlafmedizin und der Kinder- und Jugendärzte ernst zu nehmen.












Sonntag, 13. Juli 2014

Onlineberatung Steinzeit des Jahres 2014

Von 2002 bis 2004 förderte die Europäische Gemeinschaft ein Informatikprojekt zum Einsatz des Internets bei psychischen Problemen. Es war ausdrücklich nun kein Medizin- oder Psychologie-Projekt, aber es war im Rahmen des sogenannten eHealth-Projektes mit in diesem Bereich angesiedelt. Ich hatte damals Kontakt zu anderen Modellprojekten, beispielsweise zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen.

Web4health.info selber wurde von Informatikern, Psychologen und Ärzte aus Schweden, Griechenland, Holland, Dänemark und Frankreich entwickelt. Wir sammelten häufig gestellte Fragen in eine Art "Datenbank" (Frequently asked questions). Diese wurden dann jeweils übersetzt.
Zudem haben wir versucht, individuelle Fragen der Benutzer zu beantworten. Wir waren eines der Modellprojekte, die es in das Finale des eHealth-Wettbewerbes der EU schafften. Immerhin.

Derzeit ist das Projekt noch online, aber eben eher ein Hobby. Immerhin greifen aber tagtäglich allein auf die deutschsprachigen Seiten zwischen 5- 7000 Nutzer auf die Seiten zu. Sie informieren sich besonders häufig zu Fragen der Sexualität, zu Schlafstörungen, Depressionen oder Angst. Aber auch ADHS oder speziellere Fragengebiete werden häufig angefragt.

Nun könnte man meinen, dass sich seit dieser Zeit viel getan hätte. Sicherlich wäre unsere Technik überholungsbedürftig. Aber ein wirklicher Durchbruch des Einsatzes des Internets im Bereich Gesundheit / Psychologie steht noch aus.

In Sachen eHealth bzw. Einsatz des Internets bei der Onlineberatung oder Internettherapie wird das Rad aber immer wieder und wieder neu erfunden. Eine wirkliche Weiterentwicklung gibt es kaum. So werden gerade uralte Programme (Moodgym) evaluiert, die schon vor über 10 Jahren existierten. Neuere Projekte schaffen es nur selten in eine kommerzielle Phase.Mir sind allein 3 Projekte bei der Behandlung der Bulimie bekannt, die immer wieder neu gestartet werden. Letztlich werden da Psychologen auf Kosten von Fördergeldern bezahlt, ein Einsatz in einer grösseren Anwendungsphase steht aber aus. Das liegt sicher auch daran, dass sich viele Krankenkassen mit der Kostenübernahme schwer taten.


Dabei ist seit 2004 schon bekannt, dass die Therapieprogramme bei Angst oder Depressionen genauso wirksam wie eine Verhaltenstherapie in der Psychologen-Praxis sind.

Web4health.info wurde damals in Lüneburg am Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften gestartet. Schön, dass es an der Leuphana-Universität in Lüneburg jetzt Forschung dazu gibt. Immerhin Jahre nach Auslaufen der damaligen Förderung der EU und nach Versiegen der Europäischen Kontakte. Das ist schon typisch für die Szene.

Es werden immer neue Projekte gestartet und gefördert, die wenigsten überleben die Förderphase.

Individuelle Onlineberatung wiederum ist schön und gut. Aber hier gibt es wiederum Probleme, da die standesrechtlichen Regelungen von Ärzten dies eigentlich ausschliessen und eine Ungleichbehandlung gegenüber Psychologen besteht. Aber auch ein Psychologe kann und darf nicht so einfach eine Online-Hilfe anbieten, wie man es sich vielleicht wünschen würde.

Dabei gibt es Wartezeiten von mehreren Monaten auf Psychotherapie. Mit entsprechenden Problemen, dass sich das psychische Problem chronfiziert bzw. längere Arbeitsfehlzeiten resultieren. Hier könnte eine Online-Beratung sehr wohl helfen.

Und man kann sehr wohl zwischen individueller Diagnostik bzw. Therapie und Beratung bzw. Coaching unterscheiden.

Tja, man könnte....

Wenn wir uns nicht noch weiter in der Steinzeit des Einsatzes des Internets als Beratungsmedium im Gesundheitsbereich befinden würden...

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